Barfussgeschichten von früher




Hier könnt ihr Geschichten von Barfußkindern schreiben.

Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Barfußaufgewachsen » Mi 2. Sep 2020, 15:17

Und das eine Paar Schuhe hat völlig gereicht für Kinder oder Jugendliche, die das Barfußlaufen gewohnt waren.
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von Anzeige » Mi 2. Sep 2020, 15:17

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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Jojo » Mi 2. Sep 2020, 17:43

Barfußaufgewachsen hat geschrieben:Und das eine Paar Schuhe hat völlig gereicht für Kinder oder Jugendliche, die das Barfußlaufen gewohnt waren.


Ich hab nochmals mit meinen Großeltern gesprochen. Alle 8 Urgroßeltern sind auf Bauernhöfen aufgewachsen. Das waren teils kleine und teils große Höfe. Die auf den kleinen Höfen waren wirklich arm. Die von den großen Höfen hätten locker ein Paar Halbschuhe für jedes Kind kaufen können - wenn denn jemand einen Sinn in einer solchen Anschaffung gesehen hätte.

Ich muss mich aber korrigieren. Meine Urgroßeltern waren von 1913 bis 1934 in der Schule, also nicht nur zwischen den Weltkriegen sondern teils schon vorher.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon tiptoe » Mi 2. Sep 2020, 18:19

1917 während des ersten weltkrieges gab es wirklich knappheit; es war abzusehen, dass zum kommenden winter nicht genug neue schuhe zur verfügung stehen werden, daher mussten die vorhandenen geschont werden:
https://histbav.hypotheses.org/5575
„Die Schulkinder sollen barfuß gehen! (…) Die herrschende Lederknappheit macht es dringend notwendig das noch zu Verfügung stehende Lederschuhwerk namentlich für den Winter zu schonen. Es kann daher nur be­grüßt werden, wenn die Schüler und Schülerinnen zur jetzigen warmen Jahreszeit in und außer der Schule barfuß gehen oder nur Sandalen tragen.“ (so der damalige bayerische Kultusminister Knilling)

Heute ist denke ich eher angebracht "wenn schon Schuhe, dann gute", also solche, die ausreichend flexibel sind, gut passen und in denen du im winter keine nassen/kalten füße kriegst.

Ich merke übrigens gerade, dass ich seit zwölf jahren ein paar passender wanderschuhe in bestem zustand habe, weil ich sie so selten trage. Die kommen eigentlich nur noch bei schneeschuhwanderungen zum einsatz. So glaube ich, dass sie mühelos mindestens ein weiteres jahrzehnt überstehen werden.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Barfußaufgewachsen » Fr 4. Sep 2020, 07:45

Jojo hat geschrieben:Meine Urgroßeltern sind zwischen den Weltkriegen in die Schule gegangen. Sie besaßen hohe Winterschuhe. Sie hatten aber keine Sommerhalbschuhe. Die Winterschuhe zog man auch im Sommer in die Sonntagsmesse an. Klar dass man die sonst in der warmen Jahreszeit nie anhatte.

Haben deine Urgroßeltern auch mal erzählt, ob sie als Kinder gern barfuß gelaufen sind? Ich nehme an, es hat ihnen nichts ausgemacht, nur ein Paar Schuhe zu besitzen und das auch nur selten tragen zu dürfen.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Jojo » Fr 4. Sep 2020, 08:54

Barfußaufgewachsen hat geschrieben:
Jojo hat geschrieben:Meine Urgroßeltern sind zwischen den Weltkriegen in die Schule gegangen. Sie besaßen hohe Winterschuhe. Sie hatten aber keine Sommerhalbschuhe. Die Winterschuhe zog man auch im Sommer in die Sonntagsmesse an. Klar dass man die sonst in der warmen Jahreszeit nie anhatte.

Haben deine Urgroßeltern auch mal erzählt, ob sie als Kinder gern barfuß gelaufen sind? Ich nehme an, es hat ihnen nichts ausgemacht, nur ein Paar Schuhe zu besitzen und das auch nur selten tragen zu dürfen.


Ich hab ja nur eine Uroma kennengelernt. Die anderen waren schon gestorben. Und diese Uroma hat erzählt dass alle Kinder gerne barfuß gelaufen sind und dass im Sommer niemand Schuhe anhaben wollte. Aber das hatte ich ja schon geschrieben.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Khu » Sa 2. Jan 2021, 14:01

Barfußaufgewachsen hat geschrieben:
Ottomane hat geschrieben:Aus einem Bericht über die 40er Jahre in Alabama (USA) den ich mir mal vor Jahren in der Bibliothek kopiert hatte:

Growing up in late 40s Alabama, shoes were uncommon at best. Children were barefoot most of the time with girls wearing boots in winter. Most boys also did, but my brother and I never bothered, even on snow days - mom encouraged us, telling me it was healthy and saved money. Our feet got numb and chill blaine was common, no attention was paied at all. Like some of the men, dad also had no boots - having been barefoot all his life, he thought of them as rediculous, believing that a good callus on a man's foot would make any kind of shoe unnecessary, laughing about those who would complain that they or the boys would need new shoes...and he worked the coal mine all day long!

Das waren ideale Verhältnisse für Kinder, die das Barfußlaufen lieben. Der Vater ging als gutes Beispiel mit immer nackten Füßen voran, selbst bei seiner Arbeit im Kohlestaub, und die Mutter ermutigte ihre Söhne freundlich, keine Ausnahmen beim Barfußlaufen zu machen, auch nicht im Winter. Für die Füße ist es echt am besten, niemals Schuhe zu tragen. Es ist schon schade, dass das heute so schwer möglich ist.

Ja, sowas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber das zeigt mal wieder, was trainerte Füße so abkönnen. Die haben sicherlich nicht nur kohlenstaub abbekommen, sondern müssen eine wahnsinnige Verhornung gehabt haben. Wenn die Kinder das immer zu sehen bekamen, haben die auch eine ganz andere Einstellung zu ihren Füßen bekommen.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Do 14. Jan 2021, 00:18

Khu hat geschrieben:
Barfußaufgewachsen hat geschrieben:
Ottomane hat geschrieben:Das waren ideale Verhältnisse für Kinder, die das Barfußlaufen lieben. Der Vater ging als gutes Beispiel mit immer nackten Füßen voran, selbst bei seiner Arbeit im Kohlestaub, und die Mutter ermutigte ihre Söhne freundlich, keine Ausnahmen beim Barfußlaufen zu machen, auch nicht im Winter. Für die Füße ist es echt am besten, niemals Schuhe zu tragen. Es ist schon schade, dass das heute so schwer möglich ist.

Ja, sowas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber das zeigt mal wieder, was trainerte Füße so abkönnen. Die haben sicherlich nicht nur kohlenstaub abbekommen, sondern müssen eine wahnsinnige Verhornung gehabt haben. Wenn die Kinder das immer zu sehen bekamen, haben die auch eine ganz andere Einstellung zu ihren Füßen bekommen.

Stimmt, das ist schon ideal, wenn Kinder von ihren Eltern ermutigt werden, keine Ausnahmen beim Barfußlaufen zu machen, unabhängig vom Wetter und dem Schmutz oder der Unebenheit der Umgebung.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon tiptoe » Fr 29. Jan 2021, 10:10

https://www.flickr.com/photos/drakegoodman/14738285579/

Aufnahme eines zuges im august 1914 in einem kleinen bahnhof (edit: wohl in Bayern, in voller auflösung ist auf den wagen "K.Bay.Sts.B." zu lesen, also Königlich Bayerische Staatsbahn).
Familien verabschieden ihre männer, die in den krieg ziehen (da wird einem schon etwas anders ... spoiler: Das geht nicht gut aus).

Diese wohlgekleidete familie fiel mir auf, die kinder sind überwiegend barfuß, dazu ein bonusmädchen von weiter links:

familie1914.jpg


Wie auf vielen solchen bildern zu sehen galt "alles oder nichts"; die meisten hatten ein paar guter fester schuhe und entweder wurden diese getragen oder barfuß gegangen, sandalen oder dergleichen waren weitgehend unüblich. Auch wenn sie schuhe hatten, haben die meisten sie für den weg zum bahnhof im august nicht angezogen: Der bahnschotter machte den nackten kinderfüßen kaum schwierigkeiten.
Zuletzt geändert von tiptoe am Fr 29. Jan 2021, 14:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Fr 29. Jan 2021, 14:11

tiptoe hat geschrieben:Aufnahme eines zuges im august 1914 in einem kleinen bahnhof. Familien verabschieden ihre männer, die in den krieg ziehen (da wird einem schon etwas anders ... spoiler: Das geht nicht gut aus).

Danke für das schöne Foto, wenn es auch einen traurigen Hintergrund hat, wie du schon geschrieben hast. Wahrscheinlich sind diese Kinder in der gesamten warmen Jahreszeit nur barfuß gelaufen. Ihre Schuhe waren irgendwo sicher weggepackt und wurden auch zu diesem Anlass nicht rausgegeben. Die gab es erst wieder im Herbst. Wenn es so war, sind diese Kinder im August schon vier Monate nur barfuß gelaufen. Dann waren ihre Füße echt gut trainiert und hatten keine Probleme mit dem Schotter.
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon tiptoe » Do 11. Feb 2021, 10:27

Bilder aus Nürnberg 1916 (teils nachcoloriert), die zeigen, nicht nur die dorfjugend auf dem land verbrachte ihre sommer barfuß, sondern auch das kopfsteinpflaster der stadt wurde von tausenden nackter kindersohlen blankpoliert:

Bild
Nürnberg 1916 Juli Wöhrd, Rahm östl.Teil, links Nr.26 Verein Kleinkinderbewahranstalt, Evangelisches Gemeindehaus

Bild
Nürnberg 1916 August Wöhrd Rahm Nr.15-25 Wirtschaft Zum Blauen Stern, Paul Kohlenberg, Flaschenbierhandlung

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd - Herrnstraße Nr.20

Bild
Nürnberg 1916 August, Wöhrd, Rahm Nr.5-13

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd - Meisterleinsplatz Nr.7 Zeidlergäßchen, Schild - Für Lastfuhrwerke gesperrt, Humbser Bier, Wirtschaft zu den drei Königen, von Lorenz Endres

gefunden in: https://www.flickr.com/photos/97515762@N03/albums/72157646201594095

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd, Hönigsplatz, hinten die Wollenthorstraße

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd, Hönigsplatz im September

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd, Meisterleinsplatz Nr.5, rechts Nr.6 neugierige Kinder blicken in die Kamera ...

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd, Kinder auf dem Meisterleinsplatz, Haus Nr.20 Herrnstraße im Hintergrund

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd, Marktplatz, Nr.32 Bäckerei Adolf Neukam (ehem.Georg Neukam), Nr.30 Großpfragnerei, Nr.34 Gasthaus zur Amsel, Luna-Licht-Spiele

Bild
Nürnberg ~1916 August, Wöhrd, Wöhrder Hauptstraße Nr.31 Josef Seiderer - Eier, Schmalz, Nr.33 Wilhelm Hoffmann - Restauration z.Fuchsen, Postbotin

Bild
Nürnberg ~1916 Wöhrd, Marktplatz, links - Laden Jeremias Weinberger, dann Gasthaus zur Goldnen Krone, hinten das Schulhaus

Bild
Nürnberg ~1916 August, Wöhrd, Wöhrder Hauptstraße Nr.33 Wilhelm Hoffmann - Restauration z.Fuchsen, Schlafstelle zu vermieten ..., rechts Nr.35 Cigarren

gefunden in: https://www.flickr.com/photos/altstadtfreunde-nuernberg/albums/72157672960177824
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Sa 13. Feb 2021, 01:16

tiptoe hat geschrieben:Bilder aus Nürnberg 1916 (teils nachcoloriert), die zeigen, nicht nur die dorfjugend auf dem land verbrachte ihre sommer barfuß, sondern auch das kopfsteinpflaster der stadt wurde von tausenden nackter kindersohlen blankpoliert.

Dazu gibt es eine nette Geschichte in dem Reisebericht von Mark Twain, Bummel durch Deutschland, die auf seine Erlebnisse als Tourist 1878 zurück geht. Sie spielt zwar nicht in Nürnberg, sondern in Heilbronn, zeigt aber, dass damals das Barfußlaufen von Kindern in den Städten ganz normal war und eine lange Tradition hatte. Mark Twain schreibt:
"An einem Platz stand ein öffentliches Gebäude, das von einer dicken rostigen Kette eingezäunt war, die von Pfosten zu Pfosten in einer Reihe von Schaukeln tief duchhing. Das Pflaster bestand hier aus schweren Steinblöcken. Im Mondschein schaukelte eine Schar barfüßiger Kinder auf diesen Ketten und hatte ihren lärmenden Spaß daran. Diese Kinder waren nicht die ersten, die das taten; selbst ihre Urgroßeltern, als sie noch Kinder waren, dürften nicht die ersten gewesen sein. Das Schleifen der nackten Füße hatte Rillen von mehreren Zoll Tiefe in die Steinplatten gewetzt; das zu erreichen brauchte es viele Generationen von Kindern."
(Mark Twain, Bummel durch Deutschland, Kapitel 12, München 2006, S. 104)
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Do 11. Mär 2021, 14:39

Aus dem Bericht von Katha Merz, die im Ersten Weltkrieg Schülerin in Steinau an der Straße im Südosten von Hessen war:
"Morgens klapperten die Holzschuhe auf den Gassen, wenn die Kinder in die Schule gingen, und im Sommer liefen die meisten Kinder barfuß. Mein Cousin Philipp hatte so feste Fußsohlen, daß er barfuß auf dem Stoppelacker rumlief. Wir, besonders ich, wollten auch gerne barfuß laufen, aber das konnten wir bei unserer Mama nicht durchsetzen, das wäre in ihren Augen so etwas wie ein sozialer Abstieg gewesen."
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Do 11. Mär 2021, 14:53

Aus dem Bonner Generalanzeiger vom 5. Mai 1918:
"Vom Barfußgehen. Aus unserem Leserkreis wird uns geschrieben: Beginnt im Frühjahre die Sonne den Erdboden zu erwärmen, dann läuft in dem gelobten Bayernlande die gesamte Landjugend bis zum späten Herbst hinein barfuß. Auch die Schuljugend der Umgebung Bonns hat in großer Zahl seit einigen Tagen mit Mut und Entschlossenheit das Schuhzeug abgelegt. So bringt der Krieg nicht nur Unglück, sondern auch Segen. Denn freudig laufen die Kinder barfuß; und neben der Ersparnis an Strümpfen und Schuhen, hat das Barfußgehen den großen Vorzug der körperlichen Abhärtung. Das hat die Erfahrung längst bestätigt. Das Barfußgehen darf daher nicht das Kennzeichen der ärmeren Bevölkerung bleiben. Im Gegenteil sollten die Wohlhabenderen heute bei ihren Kindern nach dieser Richtung hin aus den verschiedensten Gründen (die hier nicht breitzutreten sind) mit gutem Beispiel vorangehen. Zaghafte Mütter, die glauben, ihre Kinder seien zu vornehm zu sein oder zu zarter Natur, barfuß zu laufen, sollten wenigstens stundenweise den Versuch machen, ihre Kleinen von den lästigen, die Füße oft in unbarmherziger Weise zusammenpressenden Schuhen zu befreien. Staat ist mit dem heutigen Schuhwerk doch kaum zu machen. Zeitige systematische Fußabhärtung empfindet besonders der Soldat bei Dauermärschen als größte Wohltat."
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon tiptoe » Do 11. Mär 2021, 23:49

Der schweizer naturheilkundeguru Alfred Vogel (1902 bis 1996) hat ab 1929 die zeitschrift "Das neue Leben" (später "Gesundheitsnachrichten") herausgegeben und sich darin immer wieder zum Barfußgehen geäußert. Insbesondere ist interessant, was er über die Kinder der Bergkantone schreibt.
Über den dienst "E-Periodica" der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich sind alte artikel abrufbar.

DasNeueLeben1929-04.png
"Das neue Leben" 1929 Heft 4

Gesundheitsnachrichten1941-04.png
"Gesundheitsnachrichten" 1941 Heft 4

Gesundheitsnachrichten1951-08.png
"Gesundheitsnachrichten" 1951 Heft 8

Gesundheitsnachrichten1953-10.png
"Gesundheitsnachrichten" 1953 Heft 10

Gesundheitsnachrichten1954-06.png
"Gesundheitsnachrichten" 1954 Heft 6

Gesundheitsnachrichten1958-07.png
"Gesundheitsnachrichten" 1958 Heft 7

Gesundheitsnachrichten1962-01.png
"Gesundheitsnachrichten" 1962 Heft 1

Gesundheitsnachrichten1965-06.png
"Gesundheitsnachrichten" 1965 Heft 6

Gesundheitsnachrichten1973-05.png
"Gesundheitsnachrichten" 1973 Heft 5


Das heft erscheint auch heute noch, im jahrgang 2019 erschien ein ausführlicher artikel "Barfuss - Eine Wohltat!", unter folgendem link zu lesen:
https://dx.doi.org/10.5169/seals-847161
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Sa 13. Mär 2021, 16:55

Noch ein Text zum Barfußlaufen der Kinder im Ersten Weltkrieg, vor allem der Erlaubnis, jederzeit barfuß zur Schule und in die Kirche zu gehen, diesmal aus Sigmaringen:
„Von der Verfügung der kgl. Regierung, April 1915, betreffend das Barfußlaufen der Schüler, wurde auch in den Stadtschulen alsbald praktische Anwendung gemacht, indem den Schülern erlaubt wurde barfuß zur Kirche und Schule zu kommen und indem ihnen, das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt, das Barfußgehen als Mittel zur Abhärtung empfohlen wurde.
Wenn vor dem Kriege in Sigmaringen niemals ein Kind barfuß zur Schule kam, so sind es jetzt regelmäßig, wenn es das Wetter gestattet, die Hälfte der Schüler, die barfuß dem Unterricht beiwohnen.
Auf den Landorten sind die Schüler in der Beziehung noch abgehärteter und beginnen das Barfußlaufen im Frühjahr bald nach der Schneeschmelze und setzen es fort bis in den Spätherbst hinein. (Ich sah Kinder in Laiz das Frühjahr barfuß gehen, als noch Schnee auf den Feldern lag und die Schüler mit ihrer Milchflasche barfuß durchs Hochwasser der Donau wateten)
Die durch das Barfußgehen der Schüler gewonnene Ersparnis an Schuhen fällt bei den hohen Lederpreisen immerhin ins Gewicht. Verlangt wurden Schuhe für die Knaben bloß beim Turnunterrichte.
Irgend welche sittlichen Bedenken gegen das Barfußlaufen der Mädchen sind nach meiner Überzeugung hinfällig.
Schwächliche und gegen Witterungseinflüsse empfindliche Kinder werden auch in der Kriegszeit Schuhwerk tragen müssen, wenn schon auch sie das Barfußgehen versuchen wollen.“
Staatsarchiv Sigmaringen, Nachlass Franz Keller, Dep. 1, T 6-7, Nr. 1
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon tiptoe » Di 27. Apr 2021, 13:46

Arni hat geschrieben:Barfußgeschichten von früher gibt es ja fast nur noch in Büchern.
Die da als Kind barfuß waren müssten ja heute mindestens über 70 Jahre alt sein.
Ich mag auch so Geschichten von früher wo die Kinder barfuß waren.
Vom ZEITGUT Verlag gibt Bücher mit Kurzgeschichten die Echt sind.
Barfuß übers Stoppelfeld,
Trümmerkinder,
Guten Morgen, Herr Lehrer,
Wir Kinder vom Lande,
Wo morgens der Hahn kräht,
Unvergessene Schulzeit.


Ein einschlägiges kapitel daraus, hatten wir das schon? https://www.zeitgut.com/wContent/presse/Erntewagen/Abdruck/Feld.pdf
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » Sa 1. Mai 2021, 23:45

Aus Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, 4. Bändchen (1914), Seite 58:
"Sehr wenig Gewicht legten unsere Vorfahren auf die Fußbekleidung. Kinder trugen überhaupt keine Schuhe, wenn es die Jahreszeit halbwegs erlaubte; auch die jungen Leute mußten bis zu 18 Jahren noch barfuß in die Kirche gehen. Wer schon Schuhe trug, zog sie nicht zu Hause an, sondern trug sie in den Händen bis nahe zur Kirche; dort zog er sie an. Auf dem Heimweg zog er sie außerhalb des Ortes wieder aus und trug sie wieder nach Hause."
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Zeitungsjunge » So 2. Mai 2021, 00:06

Zum 50jährigen Priesterjubiläum von Msgr. Dr. Lothar Schlegel, 2013:
"Erinnern möchte ich an ein Beispiel 1946 in Sellin auf der Insel Rügen. Die von Bischof Kaller erbaute Kirche kann nicht alle Beter erfassen, der Pfarrer kommt vor der Messfeier in die Kirche und fragt: 'Wer kann den Dienst des Messdieners übernehmen?' Als sich niemand meldet, fasst sich unser Jubilar ein Herz und fragt zurück: 'Ich würde es gerne machen, nur darf ich es auch barfuß tun?' Unser Jubilar besaß keine Schuhe. Barfuß übernahm er den Dienst des Ministranten."
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Khu » So 31. Okt 2021, 17:48

tiptoe hat geschrieben:Bilder aus Nürnberg 1916 (teils nachcoloriert), die zeigen, nicht nur die dorfjugend auf dem land verbrachte ihre sommer barfuß, sondern auch das kopfsteinpflaster der stadt wurde von tausenden nackter kindersohlen blankpoliert:


Bild
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Der Mittlere mit dickem Verband :shock: :o 8-)
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Re: Barfussgeschichten von früher

Beitragvon Khu » So 31. Okt 2021, 18:03

Zeitungsjunge hat geschrieben:
Khu hat geschrieben:
Barfußaufgewachsen hat geschrieben:Das waren ideale Verhältnisse für Kinder, die das Barfußlaufen lieben. Der Vater ging als gutes Beispiel mit immer nackten Füßen voran, selbst bei seiner Arbeit im Kohlestaub, und die Mutter ermutigte ihre Söhne freundlich, keine Ausnahmen beim Barfußlaufen zu machen, auch nicht im Winter. Für die Füße ist es echt am besten, niemals Schuhe zu tragen. Es ist schon schade, dass das heute so schwer möglich ist.

Ja, sowas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber das zeigt mal wieder, was trainerte Füße so abkönnen. Die haben sicherlich nicht nur kohlenstaub abbekommen, sondern müssen eine wahnsinnige Verhornung gehabt haben. Wenn die Kinder das immer zu sehen bekamen, haben die auch eine ganz andere Einstellung zu ihren Füßen bekommen.

Stimmt, das ist schon ideal, wenn Kinder von ihren Eltern ermutigt werden, keine Ausnahmen beim Barfußlaufen zu machen, unabhängig vom Wetter und dem Schmutz oder der Unebenheit der Umgebung.

Ja, zum einen ermutigen die Eltern die Kinder, in dem sie sie bestärken. Besonders im Winter ist das bestimmt sicherlich wichtig, wenn sie damals die Kindern erzählt haben, wie gesund das ist, dass man geld spart etc. Zum anderen motiviert der Vater die Kinder aber auch, in dem er es vorgelebt hat. Man muss sich nur mal vorstellen, wie die Füße von jemanden aussehen müssen, der im Kohlebergbau barfuss arbeitet. Wenn die Kinder das immer sehen, zum einen dass der Vater unter solchen Bedingungen rumläuft und zum anderen auch wie die Füße aussehen was Dreck, Hornhaut und Macken angeht, dann muss ihnen es ja einfach nur wie Kindergartenkram vorgekommen sein, wenn sie zur Schule etc barfuss laufen.
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