Hallo zusammen,
wo wir hier so viele schön Geschichten zum Barfusslaufen in der vergangenen Zeit gesammelt haben, kommen auch immer wieder neue Wörter vor, die Erklärungen bedürfen. Am meisten haben wir über den Bamhackl geschrieben, ich dachte, wir können mal diese Rubrik aufmachen und alles an einem Ort zusammentragen, was wir über diese Wörter gefunden haben, wenn wir geschaut haben. Hier möchte ich das mal für den Bamhackl machen, sowohl das, was wir schon gesammelt haben, als auch etwas, was ich neu gefunden habe.
Das Wort "Bamhackl" kommt aus Bayern und scheint noch bis vor etwa 100 Jahren oft benutzt, die Bedeutung ist aber Regional unterschiedlich. In der einfachen Bedeutung hat es nicht nur was mit Barfüssen zu tun, sondern bedeutet allgemein, dass man schmutzig ist. Es heisst z.B.:
- "Damit [Bamhackl] bezeichnete mein Papa den Schmutz am Hals, der sich ablöst, wenn man seinen Hals kräftig schrubbt. Das habe ich als Kind logischerweise gar nicht gern gemacht. Dass es einfach insgesamt den Schmutz meint, der sich an unwegsamen Körperstellen wie dem Hals oder hinter den Ohren ansammelt, und nicht nur spezifisch den Schmutz am Hals bedeutet, habe ich erst später gemerkt. Zwar hasste ich das Schrubben abgrundtief, habe es aber als kleines Mädchen über mich ergehen lassen, immerhin wollte ich kein Bamhacklater (schmutzige Person) sein.
Dort war Bamhackl also nur eine Bezeichnung für besonders schmutzige Haut. Man hatte also einen "Bamhackl hinter den Ohren", wenn man sich dort nicht wusch. Das das so schmutzig war, dass der Dreck einwuchs, ist unwahrscheinlich. Das hat auch nicht nur mit Füßen zu tun, man konnte also z.B. sagen "ich hab ein Bamhackl an den Händen", wenn man Kartoffeln geerntet oder Öl gewechselt hat, und nachdem man sich dann mit Wasser und Seife wusch war alles wieder weg.
- In einem Bericht als dem letzten Jahr über die Geschichte der öffentlichen Bäder in Wien heisst es zu den Waschgewohnheiten der Bevölkerung
"Auf dem Land war es schwieriger. Es ist noch gar nicht so lang her, da wurde den Buben, die im Sommer den ganzen Tag in Wald und Flur barfuß liefen, am Abend mit der Wurzelbürste in einem Eimer Wasser der "Bamhackl" abgeschruppt, das ist die erdige und pechige "Patina", die sich zwangsläufig an den Füßen bildet."
Da ist der Bamhackl schon auf die Füße gemünzt, bezeichnet aber auch nur einen besonders starken Dreck, der aber alltägtlich war. Diese Patina dürfte auch nicht besonders hartnäckig oder "schlimm" gewesen sein, eher sowas wie eine Matschkruste, die aber täglich abgewaschen wurde.
- Ein Baierischwörterbuch aus dem Netz bezeichnet den Bamhackl daher auch einfach nur als:
"Bamhackl, Bammhaggl: Dreck an der Haut"
Also ganz einfach, hier aber zum ersten mal auch in der Variante "Bammhaggl".
- Interessant wird es dann z.B. hier, ein Beitrag aus der Mittelbayerischen Zeitung:
"Der Bàmhàckl am Baum und auf der Haut - Noch in den ersten Nachkriegsjahren hatten viele Buben die Unterschenkel voller Bàmhàckl; sie waren barfuß gelaufen, durch Dornen gerannt, in Pfützen gewatet – und um die Körperpflege stand es schlecht in Haushalten ohne fließendes warmes Wasser, ohne Bad oder Dusche. Der feuchte Schmutz trocknete auf der Haut, es bildeten sich Risse, die sich entzündeten und kaum heilten. Oft bildeten sich Ekzeme. Das ist Vergangenheit. Heute versteht man unter Bàmhàckl einfach ungepflegte, unreine Haut."
Also noch relativ aktuell und auf die Füße bezogen, allerdings hier auch auf die Unterschenkel und wahrscheinlich weniger auf die Hornhaut. Nicht nur der Dreck, sondern auch die Entzündungen durch den Dreck werden hier einbezogen und auch zum ersten mal die Erklärung, dass der feuchte Dreck beim Trocknen die Haut rissig macht, wodurch die Bamhackl entstehen. Interessant: Der Begriff scheint heute noch zu bestehen, auch wenn er anscheinend kaum noch genutzt wird.
- Die Uni Regensburg schreibt in einer aktuellen Dissertation nur kurz unter dem Stichwort "Grind":
>Grind<
Der Großteil der mundartlichen Wörterbücher kennt diesen Begriff im Sinne von‘Wundkruste’ (siehe hierzu auch Karte 16 Kruste auf der Wunde in diesem Band) oder als abwertenden Ausdruck für ‘Kopf’. Nur bei Zehetner (2005, 159) findet sich auch die Bedeutung ‘schorfiger Hautausschlag’ (= Baumhackl).
Also hier "Grind" und "Bamhackl" (hier als "Baumhackl") können bezeichnungen für einen schorfischen Hautausschlag sein. Keine Rede mehr vom Dreck.
- Im Gegensatz da aber hier nchmal aus Bayern:
"Bamhackl bezeichnet einen Verschmutzungsgrad auf der Haut, bei welcher der Schmutz über sehr lange Zeit so tief in die Hautoberfläche eingedrungen ist, dass Schmutz und Haut miteinander verwachsen sind. Das bedeutet, dass dieser Verschmutzungsgrad nur mehr so entfernbar ist, wenn man ihn mit der Haut ablöst. Infolgedessen wird dieser Hautteil verletzt und blutet."
Hier dann also den besonderen Hinweis auf die Harnäckigkeit des Drecks, aber nicht auf die besondere Verbindung zu den Füßen. Die Vermischung mit Sekreten nicht als Folge der Entzündung, sondern des zu heftigen Schrubbens!
- Der Bezug zum "Grind" scheint häufiger zu kommen, z.B. hier nochmal aus Österreich zusammengefasst:
"fällt bei uns auch unter Bamhackl (Baumhackl?) warum auch immer. Grind ist einfach Dreck, der sich schon unter die Haut gezogen hat, etwas das nicht mehr leicht zu entfernen ist, vorzugsweise an den Füßen. Die Mischung aus harter Haut, Blut von Blasen und Dreck. Also durchaus etwas das man mehrmals sehr kräftig abrubbeln müsste um es zu entfernen. "
Hier also nicht nur an den Füßen, aber vor allem dort. Zum ersten mal hier explizit auch die Harte Haut erwähnt, aber eben auch der Dreck und das verkrustete Blut, dass dann zusammen den Bamhackl ergab.
- Ich habe das in dem Originalwörterbuch von 1870 nachgelesen, dass gibt es online als PDF von der bayerischen staatbibliothek digitalisiert. Da steht aber nur:
"Baumhäckerl: Leiden an den Händen und Beinen, wenn sie durch Nässe, Kälte und dann plötzliche Wärme Risse und Schuppen bekommen. "Er had 'n Bamhackl beeutet: Die Haut an den Füßen springt ihm auf"".
Das ist also wohl die alte bezeichnung für "schrunden" und steht tatsächlich unter dem Stichwort "Baum".
- Das klingt jetzt alles so schlimm mit Kruste und Sekret, war es aber in wirklichkeit gar nicht, dass sieht man z.B. an diesen erfrischend positiven Berichten von Barfusskindern zum Abschluss:
"Eine besondere Technik half dabei: Man musste die Zehen möglichst fest zusammenkrallen, damit die weichen Hautteile unter den Zehen geschützt blieben. Die Ferse, die Fußsohlen und die Zehenballen waren durch das Barfußlaufen seit dem Frühjahr bereits von einer harten Haut überzogen und so geschützt. Wer seine Füße, nachdem er den ganzen Tag barfuß gelaufen ist, am Abend nicht ordentlich gewaschen hat, der konnte zur Zeit des Eherns bereits einen richtigen Bamhackl haben. Bei einem Bamhackl ist die Haut an den Fußsohlen besonders dick und hart, kann aber auch leicht Risse bekommen"
und vor Allem
"Der Bamhackl war die Schicht aus Dreck und allerlei Sekreten wie Blut und Blasenwasser an den Füßen, der die Hornhaut bedeckte. Ein echter Bamhackl fühlte sich wie die Sohle von einem Holzschuh an und wurde stolz herumgezeit. Die besten hatte der Großvater, wo sie sich über viele Jahrzehnte aufgebaut hatten. Doch auch des Vaters Bamhackl konnten sich sehen lassen, so dass wir Buben ihn darum beneideten. Wurden zu Weihnachten die Füße vor dem Kirchgang gewaschen - sonst dachte man das ganze Jahr über gar nicht heran - musste man sie immer wieder einweichen, um den Bamhackl wenigstens mit der ersten Schicht abreiben zu können."
Toll - ich will endlich einen echten Bamhackl!